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Öffentlicher Sektor

Schneller helfen mit Geodaten: So nutzt die Feuerwehr Düsseldorf Google Cloud

19. Dezember 2022
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David von der Lieth

Director of the Düsseldorf Fire Department

Ihre Frage – unsere Antwort

Ganz gleich, wo Sie sich auf Ihrer Google Cloud- oder Google Workspace-Reise befinden, wir freuen uns, von Ihnen zu hören. Reichen Sie Ihre Fragen hier ein, um die Chance zu haben, die Antwort im Blog zu bekommen.

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Vom umgeknickten Fuß bis zum Großbrand: Feuerwehr und Rettungsdienst rücken an, wenn andere nicht mehr weiterwissen. Die Verantwortung ist enorm, und sie wächst: Urbane Räume verändern sich, der Klimawandel bringt neue Risiken. Neue Lösungen müssen her – beispielsweise für die Standortplanung. David von der Lieth, Direktor der Feuerwehr Düsseldorf, erklärt in seinem Gast-Blogbeitrag, wie sich die städtische Feuerwehr mit Google Cloud-basierten, minutenschnellen Erreichbarkeitsanalysen besser für die Zukunft aufstellt.

Wenn ein Notruf eingeht, zählt jede Minute. In einer wachsenden Stadt wie Düsseldorf ist die Verteilung unserer Standorte deshalb besonders wichtig: Wir müssen garantieren, in sechs Minuten jede Adresse mit einem passenden Rettungsfahrzeug erreichen zu können – unbeirrt von wechselnden Verkehrsströmen, Baustellen und anderen, unerwarteten Entwicklungen.

Weil Einwohner, sowie auch damit einhergehende Notfälle, zunehmen, wird es immer schwieriger, diese Abdeckung zu gewährleisten. Bisher mussten wir uns bei der Planung unserer Feuer- und Rettungswachen auf Gutachten und Abdeckungsanalysen von Beratungsunternehmen stützen, die aber nicht nur kostspielig, sondern auch zeitaufwändig waren: Auf ein einziges Gutachten warteten wir oft drei bis vier Monate. Heute haben wir dasselbe Ergebnis in wenigen Minuten. Dafür sorgt unser Google Cloud-basiertes Analysetool.

Schnelle Standortplanung mit Geodaten

Lösungen von Google Cloud und Google Maps kamen bei der Feuerwehr Düsseldorf bereits 2020 zum Einsatz. Damals entwickelte unser Partner Ubilabs ein Tool zur Impfroutenplanung, mit dem wir Personen, für die ein Besuch beim Impfzentrum aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage kam, mittels Geodaten besser erreichen konnten.  In diesem Tool mussten wir nur die Adressen der zu impfenden Personen angeben, und die Geokodierung von Google Maps erledigte den Rest: Sie schlug Orte vor – beispielsweise einen Supermarkt-Parkplatz – von denen aus wir möglichst viele Personen erreichen konnten. Als wir sahen, wie gut das funktioniert, wurde uns klar, dass ein ähnliches Planungstool auch im Rettungsdienst nützlich wäre.

Für das neue Tool zur Standortplanung hatten wir zwei Hauptkriterien: Weil die Integration neuer Softwarelösungen in städtische IT-Systeme oft kompliziert ist, sollte das Endprodukt eine cloudbasierte Software as a Service-Lösung sein, die wir einfach nutzen können. Und „einfach“ ist dabei das Stichwort: Wir wollten ein optisch ansprechendes Tool, das von den Endnutzer*innen keine Schulung erfordert, sondern intuitiv bedient werden kann. Und auch Außenstehende sollten anhand von Screenshots wichtige Vorgänge und Datensätze schnell begreifen.

Minutenschnelle Planung statt monatelanges Warten auf Gutachten

Mit diesen Vorgaben – und ständigem Feedback von uns – entwickelte Ubilabs in nur zehn Wochen eine fertige Lösung. Die liefert in Minutenschnelle Daten, für die früher aufwändige Gutachten nötig gewesen wären. Und die Investition hat sich übrigens schon beim ersten Einsatz gerechnet.

Die Bedienung des Tools ist denkbar einfach: Wir können auf einer Karte Ortsmarker für bestehende und geplante Feuer- und Rettungswachen setzen. Auch temporäre Standorte sind möglich: Manchmal ist es beispielsweise sinnvoll, einen Rettungswagen an manchen Wochentagen auf einem bestimmten Parkplatz abzustellen. Alle Standorte werden in einer Liste angezeigt. Dann können wir ein Zeitfenster festlegen und herausfinden, wie viele Adressen wir innerhalb dieser Vorgabe erreichen können. Auf der Karte werden die Regionen, die wir nicht mit der vorgegebenen Geschwindigkeit abdecken können, farblich markiert. So können wir blitzschnell verschiedene Szenarien durchspielen und herausfinden, wo wir nachbessern müssen.

Mehr Flexibilität beim Erschließen neuer Bauflächen

Wir haben das Analysetool nun zum ersten Mal genutzt, um den Bau einer neuen Rettungswache anzugehen. Das ist in der Praxis deutlich schwieriger als es klingt: Bis zum ersten Spatenstich ist es meist ein langwieriger Prozess, weil wir oft erst im Laufe der Planung herausfinden, dass wir die ideale Fläche baurechtlich doch nicht nutzen können. Dann müssen alternative Vorschläge her, und die müssen zunächst ausgiebig geprüft werden.

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Die Erreichbarkeit und andere Faktoren können frei gewählt werden, um verschiedene Szenarien auszuprobieren.

Früher hätten wir für jeden neuen Vorschlag wieder ein neues Gutachten benötigt, was die Planung wieder um Monate verzögert hätte. Heute können wir mit unserem Analyse-Tool schnell ein neues Szenario durchspielen und in wenigen Minuten eine Antwort liefern. Das ist ein enormer Gewinn bei der zeitlichen Planung von Bauprojekten.

Datenbasierte Entlastung für Rettungskräfte

Neben der Standortplanung hilft uns das Google Cloud-basierte Tool aber auch bei anderen strategischen und operativen Entscheidungen. Wir haben bereits angefangen, es für die dynamische Allokation von Rettungsmitteln während bestimmter Veranstaltungen in der Stadt Düsseldorf zu verwenden. Außerdem nutzen wir es, um die Zuständigkeitsbereiche mancher Standorte anzupassen und die Belastungen verschiedener Rettungswachen besser auszubalancieren.

Um Rettungskräften die Schicht zu erleichtern, können wir beispielsweise Rettungswagen eines anderen Zuständigkeitsbereiches zu bestimmten Einsätzen schicken, solange jene das 6-Minuten-Kriterium erfüllen. Unsere Rettungskräfte fahren oft 10 bis 20 Einsätze in einer Schicht und müssen bei jedem Einsatz 100 % geben, da ist jede Entlastung hilfreich.

Innovation im Einsatz für die Gemeinschaft

Unsere Feuerwehr- und Rettungskräfte nehmen natürlich selbst die kleinsten Abweichungen in ihrem Zuständigkeitsbereich sofort wahr. Auch deshalb ist es uns wichtig, dass wir jede Maßnahme und ihre Gründe transparent kommunizieren und Veränderungen im Dialog mit unseren Mitarbeitenden anstoßen. Jahrzehntelange Erfahrung im Rettungsdienst kann auch das beste Cloud-Tool nicht ersetzen, doch es kann uns dabei helfen, neue Strategien auszutesten und neue Sichtweisen zu eröffnen. Menschliches Know-how und moderne Technologie gehen dabei Hand in Hand.

Unser Analysetool ist aus dem strategischen und operativen Alltag der Feuerwehr Düsseldorf kaum noch wegzudenken. Das war aber erst der Anfang: Wir überlegen bereits ausgiebig, wie wir es gemeinsam mit unserem Partner Ubilabs und Google Cloud weiter ausbauen können. Es gibt etwa viele frei verfügbare, georeferenzierte Daten, die für die Feuerwehr ungemein wichtig sind: Wetterdaten, Verkehrsdaten, Luftdaten oder Pegeldaten von Flüssen beispielsweise. Künftig können wir alle diese Daten aggregiert oder in eigenen Darstellungsebenen auf unserer Karte anzeigen. Damit könnten wir operativ bessere Entscheidungen treffen und schneller die richtigen Einsatzkräfte zur richtigen Zeit an den richtigen Ort befördern.

Wir haben viele Ideen, und die Zusammenarbeit mit Google Cloud und Ubilabs bietet die perfekte Spielwiese, um sie auszuprobieren. Die Entwicklung war unkompliziert, das Ergebnis ist sensationell und eine echte Bereicherung für die Feuerwehr Düsseldorf – und damit auch für die Gemeinschaft, in deren Dienst wir stehen.

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